Seht, wie das duftet!
Was die Welt im Innersten zusammenhält? Es sind unsere Vorstellungen von der Welt. Und diese unterliegen dem Irrtumsrisiko. Das haben wir mit unseren heftigsten Freunden und besten Feinden gemeinsam. Unser Wissen ist begrenzt. Unser Nichtwissen ist unendlich. Was wir wissen, unterscheidet uns. Unser Nichtwissen macht uns einander ähnlich. Daraus wächst der Anspruch auf Demut und Toleranz.
Heißt das, der demokratische Disput muss weichgespült stattfinden? Keineswegs! Über ernste Probleme müssen und dürfen wir leidenschaftlich streiten. Klar und scharf argumentieren – aber bitte höflich, wenn’s geht. Das Ordinäre, wie es seit Jahren von ‚coolen’ Comedians verbreitet und in Netzwerken ausgelebt wird, habe ich so satt, wie die ‚politisch korrekte’ Zensur, die den Menschen Kopf und Mund verbieten will. Es sind zwei Seiten einer Medaille. ‚Linke’, ‚Mittige’ und ‚Rechte’, die sich etwas darauf einbilden, mit den jeweils Anderen weder reden zu wollen noch zu müssen, verbünden sich gegen die Demokratie.
Aber: menschliche Wahrnehmung ist nicht nur beschränkt, sie ist auch komplex und hochvernetzt. Düfte rufen Bilder hervor, Töne fließen unter die Haut. Warum strömen die Leute an Weihnachten in Kirchen und auf Weihnachtsmärkte? Ich glaube, sie suchen jenes leise Licht, das leuchtet, duftet, wärmt und verbindet. Obwohl wir schon lange ziemlich schofel mit dem Fest der Freude und der Stille umgehen, hat es seine Leuchtkraft noch nicht ganz verloren. Noch lässt es uns ahnen, wie verwoben unsere Sinne wirken und wie sie uns auch miteinander verbinden, sodass wir die Einheit von Duft, Licht und Stille, von Bildern und Klängen, von Spüren und Berühren erleben können. Seht, wie das duftet. Hört, wie das leuchtet. Frohe Weihnacht!
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