300 mal Schwöbels Woche

Ihnen muss ich es eigentlich nicht erzählen. Seit über zehn Jahren lesen Sie meine Kolumne, um sie dann in Ihrem Schwöbels-Woche-Ordner aufzubewahren und/oder an Freunde in alle Welt zu schicken: Dies ist meine dreihundertste Glosse in Ihrem WOCHENBLATT. Vielen Dank fürs Lesen, Verstehen und Weitergeben.

Als Wissenschaftler, Schriftsteller, Lach-Denker und Denk-Lacher werde ich manchmal gefragt: „Herr Schweewl, wie kumme Se uff die Sache, wie fallt Ihne des Alles oi?“ Zuerst, wie es nicht geht: Wandelte ich fürbass, bis ein Geistesblitz mich träfe, könnte ich lange wandeln. Un wonn isch uf de Kautsch hogge deed un warrde, bis es iwwa misch kummt, kännt isch long hogge. Nein, es ist schwieriger und einfacher. Ich setze mich vor eine leere Datei und beginne zu arbeiten. Wie man bei starker körperlicher Arbeit automatisch ins Schwitzen kommt, kommt man bei geistiger Arbeit ins Denken. Ideen entstehen beim Schaffen. Schlechte schmeißt man weg. Aber auch gute Ideen sind nur Rohdiamanten, die erst geschliffen werden müssen.

Anders sieht das wohl Xavier Naidoo, Schlagermacher, -sänger und -produzent, begabt mit großer Stimme. Er und die Söhne Mannheims scheinen zu glauben, schon das gurgelnde Unterbewusste sei Kunst. Es ist aber nur emotionaler Reflux. Wenn’s hoch kommt. Wirrsal nässt im dichtesten Geäst. Dagegen bräuchten diese „Künstler“ zwischen Unterbewusstsein und fertigem Text leistungsfähige Entschwafelungsanlagen: Arbeit. Begabung. Bildung. Nur wenn alle drei Komponenten zusammenwirken, können Kunst und Wissenschaft gedeihen.

Bemerkenswert: Qualitätskritik an Naidoo und den Söhnen Mannheims unterbleibt gerade in Mannheim gerne zugunsten marktkonformer Euphorie. Erst, wenn’s politisch wird, hebt ein gewaltiges Heulen an. Wo sprachlich-gedanklicher Wirrsinn nur bei offenkundig politischen Texten aufstößt, entstehen unschöne Nebengeräusche. Bei vielen Naidoo-Enttäuschten hört man recht unverhohlen den Willen zur Zensur. Im Lied „Marionetten“, aber auch im wütenden Protest dagegen, kokelt ein übler Zeitgeist: drohen, diffamieren, bevormunden, ausgrenzen. Paternalismus statt Emanzipation. Uffbasse! Kunst ist frei – wenn’s Kunst ist. Kritik ist frei – wenn’s Kritik ist. Punkt.

In Mannheim fand auf höchster Ebene (Collini-Center, 107 m über NN) ein Klärungsgespräch statt. Erkenntnis: Wir haben uns hervorragend missverstanden. Es war alles niemals nicht so gemeint. Mannheims Stadt-Oberhaupt und die Schlagersänger sind sich wieder gut. Mannheim zeigt, wie man Konflikte entschärft, ehe sie zum Weltenbrand werden. Liebe für alle. Friede. Freude. Eierkuchen.

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