Wehrloser Frieden?

Einst galt in (West-) Deutschland der Anspruch auf eine wehrhafte Demokratie. „Keine Toleranz gegenüber der Intoleranz - keine Freiheit den Feinden der Freiheit!“ lauteten die Parolen streitbarer Demokraten in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Streit wurde nicht als kleiner Bruder des Krieges,

sondern als wichtiger Beitrag zur Demokratie verstanden. Sozialwissenschaftler denken bei Gesellschaften ohne Streit ohnehin an totalitäre Systeme. Hitlers „Volksgemeinschaft“ und die Wahn-Wege Stalins, Maos und anderer Despoten, wo angeblich alle Widersprüche gelöst sind, bieten abschreckende Beispiele.

Vierzig Jahre nach dem „Deutschen Herbst“, befinden sich das vereinigte Deutschland, das veruneinigte Europa und die zerrissene Welt in Gefahren, die jene der 1970er Jahre weit übersteigen. Im Süden, besonders in Afrika, machen Korruption, Tribalismus und Bevölkerungsexplosion Reformversuche, Produktivitätsgewinne und Friedensprozesse zunichte. Kindersterblichkeit, Hunger und krasse Armut waren in den letzten Jahrzehnten mit internationaler Hilfe zurückgedrängt worden. Diese Erfolge gehen wieder verloren. Migrationsforscher sagen: das horrende Bevölkerungswachstum ist stärkster Antrieb für Gewalt, Krieg, Migration. Hinzu kommt verantwortungsloser Umgang mit Ressourcen, nicht nur, aber auch durch Industrieländer. Und: die Ausbreitung reaktionärer, aufklärungsfeindlicher Religionen fachen den Weltenbrand an und blockieren humane Lösungen.

Von wehrhafter Demokratie ist in Deutschland heute nicht die Rede, wo es doch gerade um entschlossene Eindämmung invasorischer Migration gehen müsste. Das Säuseln vieler Politiker, Kirchenführer und ‚Leitmedien’ dröhnt in den Ohren. Aber es hat einen nachvollziehbaren Grund: Angst. Zurecht fürchten wir uns vor dem, was seit Jahren stattfindet und uns noch stärker bevorsteht. Mein Kollege, der Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn, warnt, Europa könne bis 2050 siebzig Millionen Einwanderer verkraften - es werden aber 500 Millionen kommen. Mindestens.

Was hat das mit dem Volkstrauertag zu tun, den wir jüngst begangen haben? Nach dem, was ich wahrnehmen konnte, wurde (wie üblich) „Friede durch Friedfertigkeit“ gepredigt. Wenn wir - gerade wir Deutschen – nur lieb, brav und friedlich sind, wird der Weltfriede über uns kommen...

Wo sich unsere Angst dann doch ein Ventil sucht, gehen wir lieber auf die mutigen Mahner und kritischen Geister los, als uns gegen Übergriffe auf unser Land zu wehren. Merke: wie und worüber wir streiten, und welchen Streit wir vermeiden, bestimmt die demokratische Qualität unserer Kultur.

 

WOCHENBLATT Mannheim

30. November 2107

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