Elefant in der Fasnacht

Eine englische Redensart lautet: „The elefant in the room“ - oft nur halbrichtig ins Deutsche übersetzt mit: „Der Elefant im Raum“. Korrekter wäre: „Der Elefant im Zimmer“. Das zeigt, was dieser Satz sagen will: Mit „Der Elefant im Zimmer“ ist ein bedrängendes, für alle offenkundiges Problem gemeint - aber niemand wagt, es anzusprechen. Mit dem Elefanten wird’s richtig eng.

Aber alle tun so, als sähen und spürten sie den grauen Riesen nicht. Empfehlung: Suchen Sie mit dieser Redensart im Internet, und Sie werden eine Fülle von Beispielen, Bildern und Karikaturen finden, die verschiedene Aspekte des „Elefanten im Zimmer“ wunderbar zeigen. Ähnliche Redensarten im Deutschen: „Um den heißen Brei reden.“ Oder die Frage: „Wer hängt der Katze die Schelle um?“

Diese ungemütliche Situation kennt jeder aus Familientreffs, am Arbeitsplatz, im Verein und im Freundeskreis. In der großen und kleinen Politik und in den öffentlichen Medien scheint die Leugnung des Elefanten inzwischen Standardinstrument der Kommunikation zu sein, die in Wahrheit als Kommunikationsverweigerung stattfindet: Das Verschweigen wichtiger Tatsachen ist die häufigste und erfolgreichste Form von Fake-News. Alle reden und schreiben über alles, nur nicht über das eine Thema, das uns zu schaffen macht und das Ende der Gemütlichkeit bedeuten würde. Wenn eine Mutige oder ein Naiver wagt, auf den Elefanten hinzuweisen, kann passieren, dass alle anderen dessen Existenz leugnen, auch wenn er sie schon durch die Zimmerwand drückt. Lieber verbünden sie sich gegen den Tabubrecher und machen ihn zum Sündenbock. Groß ist die Angst vor dem Elefanten im Zimmer.

Die Fränkische Fasnacht, der Münchener Fasching und besonders der Rheinische Karneval gelten in der Narrenzeit als scharfe Stimme des Volkes gegen die tumbe Politik. Auch in Mannheimer Bütten werden Politiker und Politikerinnen „in die Tonne getreten...“ (Zitat). Ich habe mich kundig gemacht, mir auch die Motivwagen in den Hochburgen am Rhein angeschaut und stelle fest: Das Thema, das uns seit Jahren am meisten bedrängt, fand im närrischen Universum keinen Widerhall. Gerne reagiert man sich an Trump ab (...is der dabbisch!) und am Regierungsbildungsdrama. Da funktioniert die Vergemeinschaftung besonders gut nach dem Motto: „Sin mir gscheid un sin die Bolidigga bleed! Womma uns bloß losse deed!“ Mir schungle, doowe un sin uns ähnisch... Wie wär’s, liebe Fasnachder, wenn Ihr Euer närrisches Auge in der nächsten Kampagne mutig und konsequent auf „Elefanten im Zimmer“ legen würdet? Die ganze Welt würde grooven und drei Mal donnernd „Monnem vorne!“ rufen.

 

WOCHENBLATT Mannheim

08. Februar 2018

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