Der Garten ist nicht irgendein Konzept unter anderen.
Im Garten wohnen uralte Menschheitsträume. Viele Kulturen stellen sich das Paradies von alters her als Garten vor. Oft wird er als Symbiose (Verbindung zum gegenseitigen Wohle) zwi-schen Natur und Kultur beschrieben. Die Sehnsucht nach dem Garten Eden ist wohl nicht im Urwald entstanden oder inmitten großer Wüsten, sondern in Siedlun-gen, die urbanen Charakter tragen, wie wir sie z. B. in den Kulturen des Nahen Os-tens schon vor Jahrtausenden finden (Ur, Ninive, Theben, Jericho, Jerusalem...). Warum nicht ein Weltwunder der Antike, die Hängenden Gärten von Babylon, in Mannheim wieder aufgreifen?
Seit einigen Jahren lebt über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Und der Trend setzt sich ungestüm fort. Wenn wir in diesen Städten nicht ersticken, depres-siv und aggressiv werden wollen, braucht es wohltuendes, vielfältiges und produk-tives Grün. Produktiv im Sinne wachsender, sich vernetzender biologischer Vielfalt. Wir müssen wieder lernen, unsere Dörfer und Städte als Biotope zu denken und zu behandeln. Ein Rundblick vom Fernmeldeturm auf die Kurpfalz von der Bergstraße zur Weinstraße, von Speyer bis Worms zeigt eine große Stadt mit viel Grün dazwi-schen. Das sind gute Voraussetzungen für weitere Begrünung in jede Kommune hinein. Mannheim als Garten-Stadt und die grüne Kurpfalz könnten anderen Städ-ten und Regionen als Beispiele dienen.
Die Verwandlung Mannheims in eine Garten-Stadt würde viele Arbeitsplätze für eine Fülle von Kompetenzen schaffen: Wissenschaft, Forschung und digitale Techniken würden ebenso gebraucht wie qualifiziertes Handwerk und einfache Handarbeit. Das Projekt „Mannheim - Die Garten-Stadt an Fluss und Strom“ könnte ganze Komplexe von Qualifikationen, kulturellen Ambitionen, Techniken und Ver-fahren integrieren und gleichermaßen als Struktur- und Konjunkturprogramm wir-ken.
„Mannheim - Die Garten-Stadt an Fluss und Strom“ muss nachhaltige Beiträge zum Schutz und zur Wiederbelebung der Artenvielfalt leisten. Wir müssen unsere Stra-ßen und Plätze (wo es geht, auch Wände und Dächer) unsere Gärten, Parks und Friedhöfe, Bäche, Seen und Flüsse in Refugien für Bienen, Käfer und Spinnen, für Vögel und Fische, für Eidechsen, Kröten, Igel und viele andere verwandeln. Sie brauchen uns, wie wir sie brauchen - als Symbiose. (Fortsetzung folgt)
WOCHENBLATT Mannheim
17. Mai 2018