Klor is de Sarotti-Mohr!

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Zeitgeistwelle an die Ufer von Neckar und Rhein schwappen würde. Jetzt wurde der Sarotti-Mohr im Capitol unter Rassimus-Verdacht gestellt.

Seit Jahren sind „Reinigungskräfte“ unterwegs, übermalen Gedichte an Häuserwänden, wühlen in Bibliotheken und Archiven, bedrängen Autoren, Firmen, Kneipen, Apotheken (Mohrenapotheke), Museen und Stadtverwaltungen, um nach selbsternanntem Ungehörigem zu fahnden. Wo sie fündig werden, stellen sie Menschen an den Pranger und fordern Zensur. Selbst vor klassischer Kunst und Literatur machen sie nicht halt.

Do muss jemand arg neewa de Kapp soi, wenn der goldische Sarotti-Mohr, dieses Kind im Menschen, Anderes auslöst als Zuneigung. Mein Gruß an den kleinen Mohren: Isch mag Disch so un isch bin Dir guud, moi klääni, schääni Schokoschnuud! Der Gruß gilt auch dem „Mohrenköpfle“, das wenige Meter vom Capitol seinen Gästen Behagen bietet.

Wie so Vieles rollen diese Wellen in den USA los, um auch in Deutschland an Hirn- und Spundwände zu klatschen. Verblendung bewahrt die amerikanischen Protagonisten dieser „Political Correctness“ vor der Einsicht, dass sie die besten Wahlhelfer eines gewissen Donald T. sind, mit Wurzeln in der Pfalz. Auch ihren Nachahmern und Mitläufern in Deutschland gilt das Stoßgebet: „Herr, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Oder wissen sie’s doch? Wollen sie uns in den Wahnsinn treiben?

Der Sarotti-Mohr sei nicht mehr zeitgemäß, heißt es. Dazu sage ich: Das Unzeitgemäße liefert wichtige Beiträge zu einer produktiven, geschichtsbewussten und Zukunft gestaltenden Vielfalt. Große Verwüstungen wurden schon angerichtet, indem das angeblich Unzeitgemäße ausgerottet wurde. Im Sprung vom Wort „Mohr“ zum Wort „Dunkelhäutiger“ kann ich keinen Zuwachs an Menschlichkeit erkennen. Im Gegenteil: die Zuschreibung „der Dunkelhäutige, die Dunkelhäutige“ verdinglicht Menschen mehr als es die Wörter Mohr oder Neger je könnten. Mit „die Hellhäutige“ oder „der Gelbhäutige“ ist es nicht anders. In diesen Wörtern hausen ein Adjektiv (häutig) und ein Verb (häuten), vor denen mir graut. Diese Begriffe sollen menschlich sein?

Warum tun Leute so etwas? Sie suchen Anerkennung. Streben nach Anerkennung führt Menschen immer wieder zu Hochleistungen aber auch zu peinlichen Verirrungen. Bestätigung findet man am Schnellsten und Sichersten in seiner eigenen sozialen Blase. Es ist eine Frage der persönlichen und gemeinschaftlichen Reife, ob jemand Anerkennung um jeden Preis sucht. Die Denk-, Wort- und Bildverbieter belästigen Andersdenkende, um einander zu imponieren.

WOCHENBLATT Mannheim

01. November 2018

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