Der Schwöbel-BLOG am Samstag

Bruder Efeu

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„Efeu wächst langsam. Ihn will ich Dir pflanzen, damit Du Zeit ernten kannst.“ Dies ist eine meiner poetischen Miniaturen. Efeu wächst langsam? Zumindest im Vergleich zu Wildem Wein und anderen hurtigen Kletterern. Sagen wir: Der Gemeine Efeu wurzelt sich bedächtig ein, sucht und schafft Halt, indem er nach Licht und Schatten strebt, wächst und gedeiht. Was ist das Besondere am Efeu?

Er ist eine bescheidene, robuste, immergrüne, ausdauernde Pflanze. Schon der Vorname „Gemeiner“ Efeu zeigt, dass wir es mit einem Kerl aus den Arbeiter- und Bauernmilieus der Pflanzenwelt zu tun haben. Gerade deshalb ist er kostbar. Er ist einer, der sich den Status „Mehr-Sein-als-Scheinen“ in der Evolution redlich erwachsen hat. „Mehr sein als scheinen – viel leisten und wenig hervortreten“ gilt als Wahlspruch des preußischen Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke (1800–1891). Diese Haltung wird der „protestantischen Ethik“ zugeschrieben. Wir finden sie aber bereits in der Antike, zum Beispiel bei Cato dem Älteren. Doch Bruder Efeu lebte längst vor Cato nach diesem Motto.

Besonders am Efeu ist auch: Er verhält sich antizyklisch - blüht im Herbst und trägt Früchte im Winter und Frühling. In meinem Garten wohnt ein großer Efeu. Wir kennen uns gut. Wenn ich mich ihm im Oktober / November nähere, umgibt ihn ein Summen und Brummen, wie an einem Bienenstock - in einer Jahreszeit, in der es selbst in überlangen Sommern ansonsten mit dem Blühen weitgehend vorbei ist. Mit seiner späten Blütezeit von September bis Anfang November ist er eine Rarität in der mitteleuropäischen Flora mit ihren hauptsächlich in den Frühjahrs- und Sommermonaten blühenden Pflanzen.

Aufgrund dieser späten Blüte ist der Efeu wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Wespen und Schwebfliegen. Die Efeu-Seidenbiene hat sich sogar ausschließlich auf Efeu-Pollen für die Aufzucht ihrer Brut spezialisiert. Von den Schmetterlingen besucht der Admiral seine unscheinbaren Blüten und verwandelt die scheue Bescheidenheit des Efeu in schwebende Schönheit. Efeus Früchte werden zwischen Januar und April reif. Die Beeren dienen dem Gartenrotschwanz, der Mönchsgrasmücke, dem Star, der Amsel und dem Rotkehlchen als Nahrung, die auf diese Weise auch die Samen ausbreiten.

Wenn wir uns den (Um-)Welt-Krisen stellen, kann uns der Gemeine Efeu als Vorbild dienen: stark verwurzelt, ausdauernd, genügsam, wirkungsvoll. Pflanzen wir Efeu als unseren Bruder im Geiste, der der Natur und uns nützt und uns ein gutes Beispiel gibt: antizyklisch, ruhig, verlässlich, bodenständig.


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Hans-Peter Schwöbel: Vom Fleisch der ewigen Vergänglichkeit. Essays und Plädoyers. HEUREKA! Verlag der Ostwestfalen-Akademie. Borgentreich 2018. 160 Seiten. 25,00 €.

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