Jetzt als Podcast anhören:
Foto: Hans-Peter Schwöbel
Ausnahmezustände: Kommunismus und National-Sozialismus
Alle faschistischen und kommunistischen Systeme in Geschichte und Gegenwart sind Reiche des Ausnahmezustands. Theokratien nicht minder.
Der Iran ist eines unter vielen schrecklichen Beispielen für theokratischen Totalitarismus. Das Totalitäre ist immer auch eine Form von Umnachtung. Aus dieser speist sich unter anderem der Hass der Herrschenden im Iran, der Hamas, der Hisbollah, der Huthi und anderer Islamisten gegen die Demokratie Israel. Und alles Westliche. Auch in Deutschland und Europa.
Zwölf Jahre Ausnahmezustand – National-Sozialisten
In den zwölf Jahren Nazideutschland gab es keinen Tag, der nicht Ausnahmezustand gewesen wäre. All das Unheil und all die Verbrechen wären ohne den allgegenwärtigen und immerwährenden Ausnahmezustand nicht möglich gewesen. Er ist Vorrausetzung für den Bestand solcher Systeme, ebenso wie für ihren Untergang. Als emanzipatorische Errungenschaft der Nachkriegszeit haben die Deutschen eine hohe kritische Aufmerksamkeit gegenüber faschistoiden Traditionen entwickelt. Darauf dürfen sie stolz sein.
Hundert Jahre Ausnahmezustand - Kommunisten
Ganz zu Unrecht unterbleibt dagegen die entsprechende Wachsamkeit und der Widerstand gegenüber dem schrecklichen Zwilling des Faschismus, dem Kommunismus. Die „Diktatur des Proletariats“ war und ist der totalitäre Ausnahmezustand in der Sowjet-Union von 1917 an. Nach 1945 von Eisenach und Prag bis Wladiwostok, von Peking bis Havanna: Gebirge von Leichen, Ozeane von Blut. Politische, zivilisatorische, ökonomische und ökologische Katastrophen. Jeden Tag.
„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ (Bertold Brecht: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui). Als Brecht erkannte, dass diese Weissagung auch für Dämonen gilt, denen er sein Leben gewidmet hat, machte er sich vom Acker. Sein Herz hörte auf, als sein Verstand nicht mehr leugnen konnte, dass er, ein großer Schriftsteller deutscher Sprache, ein Opportunist und Vorteilsnehmer war, der sich wichtigen Wahrheiten nicht gestellt hatte. So jedenfalls hat das einmal Wolf Biermann vermutet. Ich finde dies einleuchtend.
Zu linken Traditionen in Deutschland und vielen Ländern des Westens gehören reflexhafte Bemühungen, kritische Blicke auf den linken Totalitarismus abzuwehren: Wenn wir uns fest genug Augen und Ohren zuhalten, wird sich der böse Geist aus unserem Geiste, das böse Fleisch aus unserem Fleische, als das Gute erweisen.
Während der National-Sozialismus als das Böse erkannt wird, erscheint linken Protagonisten der realexerzierende Sozialismus immer wieder als etwas, was „an sich“ gut ist, vielleicht nur schlecht gemacht wurde. Der listige Brecht nannte den Kommunismus „...das Einfache, das schwer zu machen ist...“. Da schielten er und Hanns Eisler schon nach der Hintertür, durch die sie dereinst verschwinden würden, wenn der Schlamassel wahr wird, den sie besingen.
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 02. März 2024