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Foto: Hans-Peter Schwöbel
Demütigen 2
Hans-Peter Schwöbel
Wenn es um Segen oder Fluch des Strebens nach Anerkennung geht, trennt sich die Spreu vom Weizen durch Fragen wie: Wofür strebst Du nach Anerkennung? Bei wem suchst Du Anerkennung? In welcher Form? Zu welchem Preis? Auf wessen Kosten?
Wem verweigerst Du Anerkennung? Wofür? In welcher Form…? Zu welchem Preis? Auf wessen Kosten? Wann versackt das menschliche Bedürfnis, anerkannt zu werden, in Gefallsucht? Wann verkommt die Angst vor sozialer Ächtung zur Bereitschaft, andere Menschen dem Furor instrumenteller Verachtung und Demütigung auszuliefern, um sich selbst in Sicherheit zu bringen?
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“. Diese Volksweisheit bringt es auf den Punkt, ist aber nicht die ganze Wahrheit. Mein Freund Stefan Michael Alles hat mich darauf hingewiesen, dass die Wahrheit den, der sie erkennt und formuliert, auch schützt. Ohne die Standhaften, die sich dem Schutz durch die Wahrheit anvertrauen, würde es die enormen Erkenntnis- und Emanzipationsfortschritte in der Geschichte nicht geben. Aber sie bleiben immer gefährdet. Wie die Standhaftigkeit und der aufrechte Gang. Jeden Tag.
Entlang obiger Fragestellungen lassen sich Persönlichkeits- und Kulturmuster erschließen. Exemplarisch habe ich das in meinem Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 15.02.2025 entwickelt: Und willst Du nicht mein Bruder sein, dann nenne ich Dich Nazi-Schwein!
Ein evangelischer Pfarrer und Schuldekan in Mannheim, erliegt dem Gefallenwollen so sehr, dass ihm alles Christliche, aller Anstand und das Trachten nach Wahrheit abhandenkommen. Er ruft dazu auf, gegenüber Andersdenkenden den größtmöglichen Abstand zu halten – immer und überall. Wie in Zeiten von Pest und Lepra. Nicht zufällig gab es im Mittelalter dafür das Wort Aussätzige.
Das Thema wird nächste Woche fortgesetzt.
„Der neue deutsche Faschismus hört auf den Namen Antifa.“
Henryk M. Broder, Cato 5/2024
Der Schwöbel-BLOG am Samstag, 05.04.2025