- Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel
framing: einrahmen – ausgrenzen – absahnen
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Man nennt es „Sprachregelung“. Dahinter steht die Einsicht, dass man einen Sachverhalt in unterschiedliche sprachliche Gewänder kleiden kann, um Denken und Fühlen zu beeinflussen. Ein Beispiel ist jenes Glas, von dem man ebenso sagen kann, „es ist halb voll“, wie „es ist halb leer“. So praktizieren Parteien, Regierungen, Oppositionen, Gewerkschaften, Konzerne, Kirchen, Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) Medien, Werbung und viele Andere Sprach- Klang- und Bild-Regelungen, um Geist und Gemüt von Konsumenten und Konsumentinnen, Gehorchern und Gehorcherinnen, Tätern und Täterinnen, Unterlassern und Unterlasserinnen zu ihrem Bestem zu formen. Wohlgemerkt: zu ihrem Besten.
Der Begriff Sprachregelung, der schon genug Kommunikationsmacht verschleiert, wurde inzwischen ergänzt durch das englische Wort „Framing“, das heißt: Rahmen, Einrahmen, Formen. „Framing“ ist geschmeidiger als „Sprachregelung“ und weniger verständlich - deshalb wurde es verbreitet. Es fällt aber auf, dass die „Haltungsmedien“ das Wort schnell wieder aus dem Verkehr gezogen haben, um unliebsame Diskussionen zu beenden. Das Wort Framing wird inzwischen wieder vermieden – nicht die Tat; denn es wird weiter „geframed“. Mächtige Kommunikatoren setzen Wort- und Deutungsrahmen, um Themen zu dominieren und Menschen auszugrenzen, die sich nicht in ihren Rahmen pressen lassen.